Wir begrüßen Sie auf dem Internetauftritt des neuen Minigraduiertenkollegs (MGRK) „Die ästhetischen Erfindungen der Ökologie um 1800“. Wir erforschen ökologisches Denken in ästhetischen Kontexten zwischen 1750 und 1850 und wollen das Verständnis für die Rolle des Ästhetischen bei der Gestaltung vielfältiger Ökologien der Epoche vertiefen. Unsere Mitglieder untersuchen im Rahmen von Promotions- und Postdoc-Arbeiten die Verbindung von Kultur und Natur durch Musik, bildende Kunst und Literatur und sind so Teil einer interdisziplinären Initiative für Umweltwissenschaften an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

Das MGRK widmet sich Verbindungen zwischen Ökologie und Ästhetik zwischen 1750 und 1850, indem es ökologische Problemstellungen in ästhetischen Kontexten analysiert, bevor die Kluft unterschiedlicher Wissenschaftskulturen im 19. Jahrhundert wirksam und der Begriff Ökologie von Ernst Haeckel 1866 definiert wurde. Ziel ist es, den Stellenwert des Ästhetischen an der Herausbildung einer Vielfalt an Ökologien um 1800 herauszuarbeiten. Die Künste um 1800 zielen auf die Bewusstwerdung von Wechselwirkungen zwischen Kultur und Natur in Umwelt, sozialen Beziehungen und menschlicher Subjektivität. Die Künste entwickeln ein Verständnis, in dem Natur zum Raum ästhetischer Erfahrung und die Verschränkung von Mensch und Natur sichtbar wird.

So finden sich in den Musikästhetiken der Zeit Perspektiven, die alle Dinge der Welt im Sinne eines symphonischen ›Welt-Klangs‹ vereinen, während sich das hörende Selbst in diesen Klängen auflöst. In der bildenden Kunst erfolgt der Aufstieg der Landschaftsmalerei zur neuen Leitgattung. Die literarische Romantik erscheint ebenfalls als komplexes Feld ästhetischer Experimente. Während für die Anglistik Reaktionen auf die Industrielle Revolution im Zentrum stehen, die künstlerische Positionen zwischen Nostalgie und Klassenkampf hervorbringen, ist für die Germanistik die Auseinandersetzung mit der Naturphilosophie des Deutschen Idealismus zentral. Diese verwandelt traditionelle Makrokosmos-Mikrokosmos-Relationen über eine Poetisierung der Wissenschaften in mehr-als-menschliche Wechselverhältnisse zwischen Anorganischem und Organischem.

Im Rahmen des MGRKs werden somit die ökologischen Dimensionen des in Literatur, der bildenden Kunst und der Musik gleichermaßen virulenten Landschaftsbegriffs profiliert und die damit verbundene Krisenreflexionen der Moderne um 1800 und die zunehmend prekärer werdenden Mensch-Umweltbeziehungen aufgezeigt. Das Vorhaben zielt in der interdisziplinären Zusammenführung von Kunst-, Literatur- und Musikwissenschaft über die Methode des Ecocriticism auf die Etablierung einer Forschungsplattform Environmental Humanities an der JGU, die mit bereits bestehenden Initiativen verknüpft werden soll und sich als Beitrag zur JGU-Initiative »Nachhaltigkeit und nachhaltige Entwicklung« versteht.

E-Mail: voelkero@uni-mainz.de

Publikationen und Vorträge

Monographie

Langsame Katastrophen: Eine Poetik der Erdgeschichte. Göttingen: Wallstein 2021.

Herausgeberschaft

Oliver Völker, Marten Weise (Hg.): Bann und Fluch. Zur Rhetorik sprachlicher Gewalt zwischen antiker Tragödie und deutscher Dramatik um 1800. Literatur für Leser:innen 03 (2023). [peer reviewed]

Feindschaft – Verachtung: Inszenierungsformen des Hasses im Drama (1600–1800). Göttingen: Wallstein 2025 [in Vorbereitung]. 

Veröffentlichungen in Zeitschriften und Sammelbänden mit Peer Review

„Hypothetische Abbildungen“: Paläobotanische Landschaftsbilder in Franz Ungers und Josef Kuwassegs Die Urwelt in ihren verschiedenen Bildungsperioden und Alexander v. Humboldts Ansichten der Natur. In: Acta Historica Leopoldina [in peer review].

Literature and Geology. From Romanticism to the Present. In: Oxford Bibliographies [in peer review]. 

Tree Trunks in Motion: „Cinematic Style“ and Plant Poetics in Alfred Döblin’s Murder of a Buttercup and Mountains Oceans Giants. In: Isabel Kranz, Joela Jacobs, Solveig Nitzke (Hg.): Plant Poetics: Literary Forms and Functions of the Vegetal [ = Critical Plant Studies. Philosophy, Literature, Culture]. Leiden 2025 [im Druck].

Oliver Völker, Marten Weise: Zur Rhetorik von Bann und Fluch. Einleitung. In: Dies. (Hg.): Bann und Fluch: Zur Rhetorik sprachlicher Gewalt zwischen antiker Tragödie und deutscher Dramatik um 1800. Literatur für Leser:innen 03 (2023), S. 189–203. 

Ruine, Monument, Epitaph: Zur Lesbarkeit der Erdgeschichte in Lyells Principles of Geology und Charlotte Smiths Beachy Head. In: Jakob C. Heller, Erik Martin, Sebastian Schönbeck (Hg.): Figuren der Endlichkeit in der Europäischen Romantik. Berlin, Boston: De Gruyter 2024, S. 293–316.

Linie – Priel – Strömung. Instabiles Katastrophenwissen und Ozeanographie in Storms Der Schimmelreiter. In: Literatur für Leser:innen 3 (2021), S. 251–264.

Analogien – Zusammentreffungen – Reihen. Verzeitlichung der Naturen in Novalis’ Die Lehrlinge zu Saïs und Heinrich von Ofterdingen. In: Tanja Prokic, Alexander Pause (Hg.): Zeiten der Natur. Konzeptionen der Tiefenzeit in der literarischen Moderne. Hannover: Metzler 2023, S. 61–77.

Auskehricht: Figuren des Globalen und des Randständigen in Wezels Belphegor und Jonathan Swifts Gulliver’s Travels. In: Literatur für Leser:innen 43.2 (2020), S. 89–101. https://doi.org/10.3726/lfl.2020.02.02

Verschollen. Zur Verselbständigung der Dinge im Nachsommer. In: Jana Schuster (Hg.): Zeiten im Nachsommer. Jahrbuch des Adalbert-Stifter-Instituts des Landes Oberösterreich 28 (2021), S. 71–88.

Zerstreuung – Verflechtung. Medialität und Temporalität der Natur bei Max Frisch und Don DeLillo. In: Monika Schmitz-Emans, Linda Simonis, Simone Sauer-Kretschmer (Hg.): Schrift und Graphisches im Vergleich. Bielefeld: Aisthesis 2019, S. 365–377.

Epos der Erde: Die Eigenzeitlichkeit der Natur in Alfred Döblins Berge Meere und Giganten. In: Gabriele Dürbeck, Jonas Nesselhauf (Hg.): Narrative des Anthropozäns in Literatur und Medien. Berlin: Peter Lang 2019, S. 85–106.

Whiteout: Animal Traces in Werner Herzog’s Grizzly Man and Encounters at the End of the World. In: Humanities 6.4 (2017).

Che Tempo, Che Tempo: Geology and Environment in Max Frisch’s Der Mensch erscheint im Holozän. In: On_Culture: The Open Journal for the Study of Culture 2 (2016).

Publikationen in Sammelbänden und Zeitschriften

Planetary Scales. Oceanic and Meteorological Processes in European Romanticism. In: Anne Fastrup, Sebastian Ørtoft Rasmussen, Christa Holm Vogelius, Stefanie Heine (Hg.): Brill Companion to the Literary History of the Early Anthropocene (in Vorbereitung). 

Dispersion, Austausch, Konzentration. Narrative Figurationen von Ozean und Atmosphäre in Victor Hugos Les Travailleurs de la mer. In: Roland Borgards, Frederike Middelhoff, Barbara Thums (Hg.): Wasser|Landschaften. Ökologien des Fluiden um 1800. Stuttgart: Metzler 2024, S. 254–277.

Water, Clouds, Rocks: Non-human Temporalities and Adalbert Stifter’s Poetics of Nature. In: Gabriele Dürbeck, Christine Kanz (Hg.): German-Language Nature Writing from Eighteenth Century to the Present. Controversies, Positions, Perspectives. Cham: Palgrave McMillan 2024, S. 145–167.

Die Kolonialisierung der Erdgeschichte. Weirde Geologien und koloniale Rückkopplungen in Arthur Conan Doyles The Lost World und H.P. Lovecrafts At the Mountains of Madness. In: Mira Shah, Patrick Stoffel (Hg.): Die Kolonialisierung der Vergangenheit. Kulturwissenschaftliche Zeitschrift 3 (2023), S. 87–108.

„These lifeless things“: Stein und Sand in Percy Shelleys Ozymandias. In: Stefanie Heine (Hg.): Mineralische Ästhetik/Mineral Aesthetics. figurationen 1 (2022), S. 65–81.

Schwur und Fluch: Performanzen des Hasses in F.M. Klingers Die Zwillinge. In: Arletta Szmorhun, Paweł Zimniak (Hg:): Menschen als Hassobjekte. Interdisziplinäre Verhandlungen eines destruktiven Phänomens. Göttingen 2022, S. 313–330.

„What do you see?“ Verblendung, Blindheit und Sichtbarkeit in Melville’s Moby Dick; or, the Whale. In: Annette Simonis, Martin Sexl, Alexandra Müller (Hg.): Alles Verblendung? Was wir nicht wahrnehmen können, sollen, wollen. Bielefeld: Aisthesis 2022, S. 119–129.

„Attitudes of Death“. Archäologische Epen bei McCarthy und DeLillo. In: Gabriele Dürbeck, Simon Probst, Christoph Schaub (Hg.): Anthropozäne Literatur: Genres und Poetik. Stuttgart: Metzler 2022, S. 109–125.

Erdliteratur: Poetiken der Schichtung. In: Kathrin Schuchmann (Hg.): Erde. schliff Literaturzeitschrift 13 (2021), S. 142–153.

Enzyklopädische Inseln bei Verne und Döblin. In: Roland Borgards, Mirah Shah, Lena Kugler (Hg.): Die Zukunft der Inseln. Passagen zwischen Literatur und Wissenschaft. Hannover: Wehrhahn 2021, S. 205–228.

„My wind-built tent“. Wolke, Ding und Dichtung in Shelleys The Cloud. In: Jana Schuster, Alexander Kling (Hg.): Zeiten der Materie. Verflechtungen temporaler Existenzweisen in Wissenschaft und Literatur (1770–1930). Hannover: Wehrhahn 2021, S. 103–125.

Schleim, Milch, Wolken. Ökologische Erzählstrategien in Jules Michelets La mer. In: Alexander Kling, Christian Meierhofer (Hg.): Ökologie. Non Fiktion. Arsenal der anderen Gattungen 16.1 (2021), S. 31–55.

Still leben: Stifters Poetiken der Natur. In: Gabriele Dürbeck, Christine Kanz (Hg.): Deutschsprachiges Nature Writing von Goethe bis zur Gegenwart – Kontroversen, Positionen, Perspektiven. Stuttgart: Metzler 2020, S. 131–148.

Quelque(s) débris. Fossilien und Antiquitäten in Novalis’ Heinrich von Ofterdingen und Honoré de Balzacs La Peau de chagrin. In: Peter Schnyder (Hg.): Erdgeschichten. Literatur und Geologie im langen 19. Jahrhundert. Würzburg: Königshausen & Neumann 2019, S. 113–129.

Erde – ausbuchstabiert: Alfred Döblins Berge Meere und Giganten. In: David Midgley, Steffan Davies (Hg.): Natur, Technik und das (Post-)Humane in den Schriften Alfred Döblins. Berlin: Peter Lang 2019, S. 199–212.

Buchstäblichkeit der Dinge in Balzacs La Peau de chagrin. In: Achim Geisenhanslüke (Hg.): Buchstäblichkeit: Theorie, Geschichte, Übersetzung. Paderborn: Transcript 2019, S. 161–178.

„Einschiebsel“. Mediale Eigenzeiten der Erdgeschichte in Stifters Der Nachsommer. In: Friedrich Balke, Bernhard Siegert, Joseph Vogl (Hg.): Tiefenzeit und Mikrozeit. Archiv für Mediengeschichte 18 (2018), S. 107–116.

„It’s All About Time“. Metamorphosen zwischen Mensch und Materie in Don DeLillos Underworld und Point Omega. In: Komparatistik Online (2018), S. 95–114.

„Freeze this Frame“. Zeitlicher Stillstand in Lehrs 42 und McCarthy’s The Road. In: Jan Röhnert (Hg.): Technische Beschleunigung – Ästhetische Verlangsamung? Mobile Inszenierung in Literatur, Film, Musik, Alltag und Politik. Köln: Böhlau 2015, S. 317–327.

Handbuchbeiträge und Rezensionen

Artikel Eis. In: Isabel Kranz, Joela Jacobs (Hg.): Pflanzen: Kulturwissenschaftliches Handbuch. Stuttgart: Metzler 2025 [in Vorbereitung].

Rezension: Didier Eribon: Betrachtungen zur Schwulenfrage. Aus dem Französischen von Bernd Schwibs und Achim Russer. Berlin: Suhrkamp Verlag 2019, 622 S. In: Jahrbuch für Literatur und Psychoanalyse. Würzburg 2022, S. 359–363.

Rezension: Jason Groves: The Geological Unconscious. German Literature and the Mineral Imaginary. New York, NJ: Fordham UP 2020, 175 S. In: Arcadia 57.1 (2022), S. 1–7. 

Rezension: Simone Schröder: The Nature Essay. Ecocritical Explorations. Leiden/Boston: Brill Rodopi 2019, 230 S. In: Ecozon@ 12.2 (2021), S. 245–246.

Vorträge (Auswahl)

Enmity in Drama. Summer School: „Dissent and Discord: Practices, Politics, and Poetics.“ LMU-Princeton Summer Seminar 2024. Princeton (USA), 9.–13. Juni 2024.

Bildliche Verdichtungen: geologische Dynamik in Caspar David Friedrichs Felsenlandschaft im Elbsandsteingebirge. Konferenz: „Gaiageschichten. Ansätze zu einer literatur- und kulturwissenschaftlichen Bodenkunde.“ Nantesbuch, 21.–23. März 2024. 

Fog, Breath, Atmosphere: Disorientation in Gernot Böhme’s Aesthetics and Jacob Kirkegaard’s Installation Melt. Konferenz: „Defiant Terrains.“ Kopenhagen (Dänemark), 7.–8. September 2023.

Linie – Welle – Strömung. Instabiles Katastrophenwissen und Ozeanographie in Storms Der Schimmelreiter. Workshop: „Die überwältigende Katastrophe. Wahrnehmungskonstellationen destruktiver Naturereignisse im europäischen Realismus.“ Hamburg, 16. Dezember 2022.

Dispersion, Austausch und Oszillation als Erzählverfahren in Victor Hugos Ozeanroman Les Travailleurs de la mer. Konferenz: „Wasser|Landschaften. Ökologien des Fluiden um 1800.“ Bad Homburg, 07.–09. Juli 2022. 

„To the Dark, to the past, to the dead.“ Figuren der Endlichkeit bei Percy Bysshe Shelley. Konferenz: „Figuren der Endlichkeit in der Europäischen Romantik.“ Halle, 21.–23. April 2022. 

„Totaleindruck“: Landschaftsbilder in Franz Ungers Die Urwelt in ihren verschiedenen Bildungsperioden und Alexander von Humboldts Ansichten der Natur. Konferenz: „Texturen der Vorwelt im 19. Jahrhundert. Darstellungsmuster und Wissensordnungen.“ Halle, 03–04. März 2022. 

Unterwelten: Don DeLillos Underworld als epische Schreibform. Workshop: „Anthropozäne Literatur: Genres und Poetik.“ Universität Vechta (online), 2.-4. September 2020. 

„Das Island-Grönlandbuch“. Verräumlichung der Zeiten – Verzeitlichung der Materien in Jules Vernes und Alfred Döblins Inseldarstellungen. Konferenz: „Die Zukunft der Inseln. Passagen zwischen Literatur und Wissenschaft.“ Bad Homburg, 25.–27. Februar 2020. 

What’s the Time? Extinction and the Pluralization of Temporality. Konferenz: „Toward Extinction, to Ward Off Extinction.“ Université de Lille, 7.–9. November 2019. 

From a Cloud’s point of View: Atmosphere and the Instability of Perspective in Percy Shelley’s The Cloud. Konferenz: „Tropes of Globalization: International Conference.“ LMU München, 27.–29. Juni 2019. 

Intricate Plants and Figures of Growth in Alfred Döblin‘s Writings. Konferenz: „Vegetal Poetics. Narrating Plants in Culture and History.“ Dresden, 06.–08. Juni 2019.

Caves: Narrative Entrances into Deep Time in Mary Shelley and Novalis. Konferenz: „Annual ACLA Conference 2018.“ University of California (USA), 29. März–1. April 2018. 

Ansätze einer Poetik des Anthropozäns in Döblins Berge Meere und Giganten. Konferenz: „Natur, Technik und das (Post-)Humane in den Schriften Alfred Döblins. Internationales Alfred Döblin Kolloquium.“ St. Johns College Cambridge (UK), 18.–20. September 2017. 

Die Enteisung Grönlands: A Poetics of the Anthropocene in Alfred Döblin‘s Berge Meere und Giganten. Konferenz: ICLA Annual Conference (Panel: „The Rhetoric of the Anthropocene“). Universität von Wien, 21.–27. Juli.

„Chaos, hostility, and murder“: Animals as Metaphor in Werner Herzog‘s Grizzly Man. Konferenz: „Companion Species in North American Cultural Productions.“ Université de Toulouse Jean Jaurès (Frankreich), 17. Juni 2016.

A Poetics of the Non-Human: Geology and Environment in Max Frisch‘s Man in the Holocene. Konferenz: „Reconfiguring the Human and the Non-Human: Texts, Images and Beyond.“ University of Jyväskyla (Finnland), 29.–30. Oktober 2015. 

„Nur aus Erzählungen“. Landschaftsdarstellungen in Atlas eines ängstlichen Mannes. Konferenz: German Studies Literature Association Annual Conference (Panel: „Nature Writing – Writing Nature“). Washington D.C. (USA), 01.–04. October 2015. 

Metaphors we die by: The Aesthetics of Nature in Lydia Millet’s How the Dead Dream. Konferenz: American Literature Association Annual Conference (Panel: „Biodiversity and Extinction Narratives“). Boston (USA), 21.–25. Mai 2015. 

The sketchy chain of loss. Aesthetics of Loss in A Friend of the Earth. Konferenz: „Nostalgia isn‘t what it used to be: Poetologies of and Theory as Nostalgia.“ FU Berlin, 17.–18. April 2015.

„Hang on to the words.“ Language and Memory in C. McCarthy’s The Road and M. Atwood’s Oryx and Crake. Workshop: „Scarcity and Environment in History and Literature.“ Rachel Carson Center for Environment and Society (RCC). LMU München, 25.–27. September 2014.

Arbeitstitel: Romantische Hydrosphären. Lyrik und die Figur des Wasserkreislaufs

Projektbeschreibung:

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bildet sich in der Meteorologie ein Verständnis darüber aus, wie die verschiedenen Erscheinungsformen und Aggregatzustände von Wasser einen globalen und zusammenhängenden Kreislauf bilden: die Hydrosphäre. Unter Bezug auf Positionen der Blue Humanities beschreibt das Projekt die besondere Rolle dieses Modells für die Lyrik und den Naturbegriff der europäischen Romantik. Anhand von Goethe, Novalis, Percy Shelley, Hugo und anderen argumentiere ich, dass der Übergang und die Verbindung von unterschiedlichen Zuständen oder Prozessen des Wassers die Poetiken romantischer Lyrik sowie deren Konzeption rhetorischer Tropen wie Metapher und Analogie prägen. Gleichzeitig nimmt die Figur des Wasserkreislaufs in Naturphilosophie und Ästhetik sowie Meteorologie und Chemie um 1800 eine entscheidende Rolle ein. Indem Wasser keine gleichbleibend starre Form aufweist – als Kontaktmedium fungiert und Verbindungen zwischen mitunter disparaten Räumen stiftet –, steht es im Zentrum eines sich wandelnden Naturbegriffs, der von räumlichen Konfigurationen auf Zeitlichkeit, Wandel und Prozessualität umschaltet, dabei aber zugleich eine Erweiterung von Raumvorstellungen bis hin zum Modell einer globalen Hydrosphäre bedingt.

E-Mail: bjakob@uni-mainz.de

Arbeitstitel: Enclosure Came and Trampled on the Grave: Romantic Terraforming in the Context of Aesthetics and Ecology

Projektbeschreibung:

My dissertation project seeks to bridge the gap between scholarship of Romanticism and the Anthropocene. It focuses on an outline of how Great Britain’s Romantic literature read in the context of aesthetics and ecology can contribute to a better understanding of present and future challenges. This includes the devastating climate catastrophe and the shift in attitudes towards power imbalances between human and non-human actors.  

Scholars of Romantic ecocriticism have already highlighted the emphasis that privileged classes placed on the sublime beauty of nature as evidence for a divine creator. Yet, previous research has been overwhelmingly focused on interrogations of pastoral nature writing and/or on how humans shape and influence their environment. It is only recently that scholars have begun to dissect the relationship between human and non-human entities as equal actors (cf. Bewell, Rigby, Ritvo, Morton). My thesis aims to extend this scholarship with an approach rooted in ecocritical (cf. Schimelpfenig, Wood), feminist (cf. Gilbert and Gubar, Mellor, Nichols, Rowland), and new materialist (cf. Barad, Haraway, Latour, Morton) readings. With the timeframe being around 1800, the project is situated before the division of the Natural Sciences into new, mostly independent, disciplines. The holistic approach I propose in my project highlights the interconnectedness of humans with both their living and non-living environment, thereby complementing my research formally as well.

Two important keywords at the heart of my thesis are ‘landscape’ and ‘mindscape’. I place the former within the framework of what I term ‘Romantic terraforming’. Parts of my thesis will thus feature a dive into literary (and mostly poetic) reactions to the enclosure movement that saw the privatisation and redistribution of formerly common spaces used for farming and livestock in a series of political acts. While this practise is not unique to Romanticism, the context of the Industrial Revolution accelerated the loss of commonly used land. That age of progress and the rise of consumerism, urbanisation, and population growth made big-scale organised agriculture vital to ensure there’d be enough food to sustain demands for resources. Yet, it deepened the divisions between the land-owning classes and the ones working it and led to an increase in economic and political power imbalances. 

In terms of the ‘mindscape’, I aim to look at how general factors (class, gender, and the political and economic realities) and individual responses to them affect the way that nature, and the human place within the macrocosm of living and non-living entities, are presented. The thesis will include works by John Clare, Mary Shelley, Charlotte Turner Smith, and William Wordsworth.  

E-Mail: ctheisin@uni-mainz.de

Arbeitstitel: Botanische Illustrationen als ökologische Erzählungen: Europäische Künstlerinnen und die Vermittlung von Pflanzenwissen um 1800

Projektbeschreibung:

Betrachtet man die Entwicklung von botanischen Illustrationen im europäischen Raum vor 1800, so lässt sich eine zunehmende Präzisierung und Professionalisierung in der Gestaltung dieser Bilder feststellen. Angetrieben durch ein wachsendes Interesse an detaillierten Abbildungen exotischer Pflanzen, insbesondere für die privaten Sammlungen des Adels und des wohlhabenden Bürgertums, etablierte sich die Botanik zunehmend als künstlerisches Spezialgebiet. An der Schnittstelle von Kunst, Wissenschaft, Sammlungspraxis und Kolonialismus situiert, sind diese Werke als Teil eines komplexen gesellschaftlichen Gefüges ihrer Zeit zu verstehen, in dem sich oft künstlerische Ästhetik und epistemologische Bedeutung eng miteinander verbinden.  

Im Rahmen dieses Dissertationsprojekts soll der Frage nachgegangen werden, welche Rolle botanische Illustrationen bei Herausarbeitung eines neuen ökologischen Bewusstseins innerhalb Europas um 1800 einnahmen. Mit Mary Delany (1700–1788) ist die erste künstlerische Position zur Untersuchung des Themas bereits gefunden. Neben ihren früheren Arbeiten in Aquarell, Öl und Stoff sind insbesondere ihre späteren Papiermosaike für die Frage nach der Rolle des Ästhetischen für die Entwicklung ökologischen Denkens von Bedeutung. Diese kleinteiligen, aus buntem Seidenpapier zusammengesetzte Blumen- und Pflanzenfiguren, bestechen durch ihren lebendigen Ausdruck und ihren hohen ästhetischen Wert, wobei sie in ihrer Materialität und Technik in ihrer Zeit einzigartig zu sein scheinen.         
Neben Delany sollen weitere künstlerische Positionen, an deren Oeuvre sich die Entwicklungen der botanischen Malerei hinsichtlich ihrer ökologischen Bedeutung am Übergang zum 19. Jahrhundert nachvollziehen lässt. Ziel ist es, eine Entwicklung über die Jahrtausendgrenze hinweg zu skizzieren, wobei der künstlerische Ausdruck und die Frage nach der Vermittlung früher ökologischer Ideen im Mittelpunkt der Untersuchungen stehen werden. Für die Bearbeitung des Themas ist daher es erstrebenswert, sowohl höfische Auftragsarbeiten europäischer Künstlerinnen als auch solche Werke in den Blick zu nehmen, an denen sich die künstlerischen Entwicklungen einer romantischen Naturauffassung nachvollziehen lassen.

E-Mail: melena@students.uni-mainz.de

Arbeitstitel: Atmosphärologien um 1800

Projektbeschreibung:

Der Begriff der Atmosphäre kann im deutschen Sprachgebrauch bis in das späte 17. Jahrhundert zurückverfolgt werden und bezieht sich zunächst auf physikalische Vorstellungen einer die Erde umgebenden Lufthülle. Um 1800 erfährt er allerdings eine Bedeutungserweiterung, die ihn um Überlegungen zum Hauch, Atem, Duft, Aura und Milieu ergänzt und das ‚natürliche‘ Phänomen z. B. ins Psychologische und Soziologische ausdehnt. Während die unterschiedlichen Aspekte des Atmosphärischen gegenwärtig in differenzierten Disziplinen betrachtet werden, fällt seine Begriffsentwicklung in eine Zeit, in der Natur- und Geisteswissenschaften noch nicht voneinander getrennt wurden. Dabei handelt es sich zugleich um den Zeitraum, in welchem die Grundsteine für die modernen Naturwissenschaften gelegt werden, als deren Gegenstand sich auch verschiedene Konzepte von Atmosphäre fassen lassen. Die Zeit um 1800, insbesondere die Romantik, versteht sich dabei als eine solche, in der poetische, mythologische und magische Quellen nicht nur als vollwertige Beiträge zu den naturwissenschaftlichen oder naturphilosophischen Diskursen gelten, sondern besonders dort eine Aufwertung erhalten, wo der Interessensgegenstand nicht allein mit empirischen und verständigen Mitteln zu erfassen ist. Atmosphäre als teils unsichtbares und nebulöses Phänomen, so deuten die verschiedenen Bedeutungsdimensionen an, scheint an beiden Wissensbeständen zu partizipieren.

Bei Friedrich von Hardenberg alias Novalis, der über das Allgemeine Brouillon und andere naturphilosophische Texte hinweg eine Lehre der Atmosphäre entwirft, kommt die Vielschichtigkeit des Phänomens besonders eindrücklich zur Geltung. Seine Atmosphärologie verbindet Kosmologie, Meteorologie und Denklehre mit den physikalischen und biologischen Funktionen und Bedingungen des Lebensatems, wodurch Atmosphäre als etwas Synthetisierendes sowie als Medium verschiedenster komplexer Wechselwirkungen herausgestellt wird. 

Atmosphäre als ein solches System organischer, anorganischer wie metaphysischer (Wechsel-)Beziehungen zu verstehen, begründet das Anliegen des Dissertationsprojekts Atmosphärologien um 1800, welches philosophische wie literarische Texte der Zeit um 1800, insbesondere der Romantik, nach ihren Konzeptionen von Atmosphäre, ihrer Ästhetik sowie ästhetischen Produktivität befragt. 

Im Fokus der wissenspoetologisch und ökokritisch agierenden Untersuchung stehen z. B. Prosa und Lyrik von Novalis, Karoline von Günderrode, Caroline de la Motte Fouqué und Bettina von Arnim, deren Atmosphärologien durch textnahe Analysen herausgearbeitet werden sollen. Das Ziel der Analyse ist das Herausstellen ihrer spezifischen Bedeutsamkeit für den Atmosphäre-Diskurs und die Beleuchtung des Facettenreichtums der Atmosphärologien. Mit einem neu-materialistischen und posthumanistischen Zugriff interessiert sich das Vorhaben besonders für die Rolle mehr-als-menschlicher Entitäten in der Literatur und möchte damit dem Desiderat einer umfassenden und systematischen Auseinandersetzung mit Atmosphäre im dargelegten Zusammenhang nachgehen.

E-Mail: daddonaf@uni-mainz.de

Arbeitstitel: Das Idyllische in der Romantik

Projektbeschreibung:

In der deutschen Romantik ist die literarische Idylle, im Gegensatz zum 18. Jahrhundert, nicht mehr als autonome Gattung produktiv. Dennoch lassen sich in romantischen Texten gehäuft Verfahren, Motive, Topoi und Intertexte erkennen, die dem von der Gattung abgrenzbaren Idyllischen zuzuordnen sind. Dies wirft die Frage nach seiner Funktion in der Poesie der Romantik auf und eröffnet zugleich zwei Forschungsdesiderate: Zum ersten ist die Unterscheidung zwischen der Idylle als Gattung und dem Idyllischen, wie sie in der Idyllenforschung etabliert wurde, für die Romantik anschlussfähig, aber noch nicht systematisch untersucht. Das Dissertationsvorhaben setzt hier an und geht zunächst der Frage nach, in welchen Texten der romantischen Poesie das Idyllische eine systematisch relevante Funktion übernimmt und wie es sich dabei in verschiedenen paradigmatischen Feldern aktualisiert. Zum zweiten wurde bisher wenig untersucht, dass das Idyllische auch, wie sich u.a. an Schriften von Novalis und Friedrich Schlegel zeigen lässt, auf Gattungsreflexionen der Romantik zurückgeht. Diese Gattungsreflexionen münden nicht nur in die Prosa des Realismus, sondern zunächst in den Kontext der romantischen progressiven Universalpoesie, deren hybridisierender Charakter einem zentralen Strukturprinzip der Gattung Idylle widerspricht, nämlich der Grenzziehung durch Praktiken der Ausschließung. Dies ist ein weiteres Argument für die Verschiebung von der Idylle zum Idyllischen, führt aber auch zu der Frage: Wie wirkt sich diese Verschiebung auf zentrale Strukturprinzipien der Idylle aus? 

Dabei ergeben sich Bezüge zur Ökologie, die ein paradigmatisches Feld darstellt, in dem sich Idyllisches in der Romantik aktualisiert. Mit Blick auf die Gattungsgeschichte wird deutlich, dass Idyllen nicht bloß Naturverhältnisse nachahmen, sondern stets auf ihren eigenen Konstruktionscharakter verweisen. Daher erfordert die Analyse ökologischer Dimensionen von Idyllen eine Berücksichtigung der Artifizialität idyllischer Naturräume. Diese sind nicht allein im Hinblick auf die Darstellung von Natur zu analysieren, sondern immer auch im Kontext der metapoetischen Dimension der Idylle, die auf ihre eigenen Entstehungsbedingungen verweist. Für die Romantik gilt es zu zeigen, wie sich das Auflösen der Gattung auf dieses Strukturprinzip auswirkt. Dabei stellt sich die Frage, inwiefern Idyllisches in romantischen Texten an der Organisation ökologischer Konstellationen beteiligt ist. Aus einer Perspektive der Wissenspoetologie, an denen das Dissertationsvorhaben methodisch anschließt, wird untersucht, inwiefern das Idyllische zur Konstitution eines ökologischen Wissens der Romantik beiträgt und dabei in Austauschprozesse mit Aspekten der Wissenschafts- und Wissensgeschichte um 1800 tritt. 

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Neuere Deutsche Literaturgeschichte
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Homepage: Barbara Thums | Deutsches Institut

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English Literature and Culture
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Email: immott@uni-mainz.de

Homepage: Immanuel Ott | Hochschule für Musik Mainz

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Fachbereich 07 – Geschichts- und Kulturwissenschaften
Institut für Kunstgeschichte und Musikwissenschaft (IKM)
Jakob-Welder-Weg 12
55128 Mainz

Georg Forster-Gebäude
Raum 01.224
Telefon +49 6131 39-302.39
Email: gregor.wedekind@uni-mainz.de

Homepage: Gregor Wedekind | Institut für Kunstgeschichte und Musikwissenschaft